Haus Quademechels

 

Die älteste topografische Darstellung von 1802/03 zeigt das Haus direkt gegenüber der alten Kirche, parallel dazu ein weiteres Gebäude im heutigen Parkbereich, wohl eine Scheune. Auch ein nördlich anschließendes Wirtschaftsgebäude, welches sich dem Meistersweg entsprechend ausrichtete, gehörte dazu. Der Überlieferung nach soll es sich bei dem Haus ursprünglich um die Wohnung des Schulmeisters gehandelt haben, wes-halb der vorbeiführende Weg die Bezeichnung Meistersweg führt. Das erscheint jedoch wenig wahrscheinlich. Erstens gab es in Rheurdt schon im 18. Jahrhundert eine Familie Meisters, zweitens ist das Haus für die Wohnung eines zur Erbauungszeit wenig geachteten Schulmeisters viel zu aufwendig. Die hohen Räume des Erdgeschosses sprechen vielmehr für eine bereits bei Errichtung des Hauses geplante Gaststätte. Auch die Tordurchfahrt in einen relativ sicheren Innenhof und das Vorhandensein zweier größerer Nebengebäude können dahingehend interpretiert werden. Eines diente wohl zur Unterbringung von Fuhrwerken. Tatsächlich lässt sich erst für über 100 Jahre nach der Erbauung ein Schankbetrieb nachweisen, doch auch die Gesamtlage des Hauses spricht dafür. Das Haus lag genau gegenüber der 1718 zur Pfarre erhobenen Kirche, war somit Dorfmittelpunkt und willkommene Anlaufstelle der Bevölkerung.


Ein Tilmann Quademechels heiratete im letzten Viertel des 18. Jahrhunderts nach Rheurdt ein. Er nannte sich nach einem Hof in Kamp-Lintfort, auf dem seinerseits der ungewöhnliche Name zu einem unbekannten Zeitpunkt übertragen wurde. Quademechel ist eine niederländischer Ortschaft im Land von Name bei der Grafschaft Loen, der eben auch als Familienname diente. Den Rheurdtern vergangener Zeit war der Name geläufig, da mehrere Generationen als Gastwirte und Ackerer sowie in ehrenamtlichen Funktionen hier tätig waren. Die letzte Erbin heiratete den Justizverwaltungsrat Johann Paul Burger aus Köln.


Am 19. Oktober 1965 verstirbt mit Maria Burger geb. Quademechels die letzte Namensträgerin einer Familie, die annähernd 200 Jahre lang zum Ortsgeschehen beigetragen hatte. Ein grausiges Nachspiel ließ ein Jahr später aufhorchen: Am 7. November 1966 wurden die Leichen von Paul Burger und seiner Schwester Maria erschlagen im Hause aufgefunden. Ungläubiges Entsetzen und Entrüstung bestimmte eine Zeit lang das Leben im Ort. Der Täter war schnell gefasst und verurteilt.


Von den Erben erwarb es die Gemeinde 1974. Im Oktober 1984 ging es in die Leitung des DRK-Ortsvereins über, der u. a. sie rege genutzte Altentagesstätte betreut. 'n den oberen Räumlichkeiten befinden sich Archivräume der Gemeinde Rheurdt. Die Grünanlagen hinter dem Haus werden nach den letzten Bewohnern „Burgerpark" genannt, was oft mit „Bürger-Park" verwechselt wird.

Die Wohnbedingungen waren noch weit vom heutigen Standard entfernt. Hier im Hof des Hauses Quademechels (Rathausstraße 57, heute als Begegnungsstätte genutzt).

Haus Quademechels 1957